Positive News gegen Negativgefühls-Tsunami

Zeit für positive News!

Sie überrollt uns, die Welle. Ich meine nicht den Covid-19-Virus, sondern unsere emotionale Reaktion darauf. Die anfangs subtile Angst davor, angesteckt zu werden oder andere zu gefährden, ist zu einer kollektiven negativen Gefühlswelle, zu einem Tsunami angewachsen. Hamstereinkäufe und wilde Börsenkurse sind gute Beispiele dafür, wie sich überbordende Angstgefühle auswirken können.

Zeit, mit Augenmass gegen die Welle zu schwimmen. Zeit für positive News. Denn wo Schatten ist, scheint immer auch die Sonne. Medien sollten beispielsweise freiwillig zur Anzahl Corona-Neuerkrankungen auch die Anzahl Genesene kommunizieren. Jeder Bericht über eine durch die Situation verursachtes Schicksal sollte auch eine Erfolgsmeldung enthalten. Wer sagt, Jogger könnten durch ihre ausgeatmete Luft und die dabei gebildeten Aerosole andere gefährden, sollte gleichzeitig auch die positive Wirkung von Sport auf das Immunsystem und die psychologische Verfassung der Homeoffice-Arbeitenden aufzeigen.  Dabei geht es nicht um Schönreden einer wahrlich ernsthaften Bedrohung für viele, sondern um psychologische Kettenreaktionen.

3:1 Gefühlshaushalt

Barbara Frederickson, eine der führenden Glücksforscherinnen, postuliert die Glücksformel 3:1. Drei positive Gefühle wiegen demnach ein negatives Gefühl auf. Sie nutzt das Bild eines Segelboots, bei dem der Mast als Symbol für positive Gefühle dreimal so lange ist wie der Kiel, der dem Boot Stabilität gibt. Andere Autoren schlagen noch extremere Verhältnisse als 3:1 vor, gemeinsam ist allen, dass wir mehr positive Gefühle brauchen, um mit Negativität umgehen  zu können. In der ausserordentlichen Situation erhalten wir über Sozialmedien ungleich mehr Negativ-News als Erfolgsgeschichten. Bei gleicher Faktenlage ist bekanntlich das halbvolle Glas für eine Mehrheit der Menschen halb leer. Weil unser Geist dazu tendiert, Negatives überzubewerten, ist das Schaffen einer positiven Gefühlsbilanz ein hartes Stück Arbeit. So konnte beispielsweise in Studien nachgewiesen werden, dass es länger dauert, um vom Blick auf das Negative zum Blick auf das Positive zu kommen als umgekehrt. 

Alltäglich gegenwärtige Warnsignale

Uns allen ergeht es im Moment gleich: Das dominierende Thema in Medien und Wohnstuben ist Covid 19 mit dessen Auswirkungen auf unser Leben. Nachrichten im Radio beginnen mit Hiobsbotschaften: “Bereits so viele Infizierte, so viele Tote, …” Ich frage mich jeweils auch: Und wie viele Menschen sind nicht gravierend erkrankt oder bereits genesen? Wie viele immer noch kerngesund?

Sicher kennen Sie ähnliche Beispiele:

  • Verlassen wir die Wohnung für etwas frische Luft, hängt am Lift im Wohnhaus eine Warnung unseres Vermieters: “Führen Sie regelmässig einen Kochwaschgang durch (90 Grad). Sonst drohen nicht alle Viren zerstört zu werden!” Erst in einem Nebensatz wird klargestellt, dass es keine Beweise für die Übertragung des Virus in Waschmachinen gibt.
  • Kaum an der frischen Luft, ist auch da das Ungewohnte allgegenwärtig: Beim Bäcker um die Ecke stehen Menschen mit grossem Abstand im Freien Schlange und trauen sich kaum, miteinander zu reden. Wie wär’s mit einem netten Wort über die wunderbaren Kirschblüten am Baum dort?
  • Mit der Familie den Zürcher Hausberg “Üetliberg” hoch fahrend kam uns neulich eine Joggerin entgegen mit weit ausgefahrenen Armen, als wollte sie Flieger spielen. Dazu fauchte sie vorsorglich die entgegenkommenden Menschen an: “2 Meter Abstand! 2 Meter Abstand!” 
  • Vor dem Einkaufen steht im Lebensmittelgeschäft recht aufdringlich ein Desinfektionsmittel am Eingang. Ist Desinfizieren nun Pflicht, wie früher eine Memberkarte für den Einlass in einen angesagten Club? Soll ich mir nun meine Hände desinfiszieren, oder erst nach dem Einkaufen? Oder zweimal? Vor jeder Frucht die ich berühre? Verunsichert navigiere ich zwischen den Gestellen und versuche mit ungewohnten Verrenkungen, 2 Meter Abstand zu anderen Kunden zu halten. Diesen ergeht’s wohl ähnlich, drehen sich mir doch selber den Rücken zu. Morgen kaufe ich wieder online ein, arme überlastete Auslieferer!

Angst rettet Leben – und stresst zugleich

Unsere natürliche Reaktion auf Gefahr ist lebensrettend. Bei akuter Angst kennt unser Stammhirn 4 grundlegende Strategien: Bekämpfen, Flüchten, Erstarren oder Zusammenbrechen (Englisch: Fight, Flight, Freeze or Fold). Alles dient letztlich dem Vermeiden noch grösseren Schadens. Es macht grundsätzlich Sinn und ist normal, dass wir Angst haben. Doch das Mass an Warnungen und Negativmeldungen macht vielen Menschen so viel Angst, dass die Auswirkungen wohl gravierender sind als die des Virus selber. Medizinisch gesehen verursacht andauerndes Alarmieren im Gehirn Stress, und der ist auf die Dauer erwiesenermassen gesundheitsschädigend. Wie also die Balance finden zwischen dem schützenden 4F-Modus und dem Vermeiden von negativem Stress?

Reflexionsfähiger Mensch im Vorteil

Gut sind wir als Homo Sapiens etwas weiter entwickelt als der angstvolle Hase in der Grube. Unsere Reflexionsfähigkeit hilft uns wahrzunehmen, wie es uns ergeht. Das ist ganz zentral! Erst dieses Auseinanderhalten von Gefühl und Gedanken macht möglich, dass wir den warnenden Erstimpuls unseres Gehirns anders nutzen. Wir können im Gegensatz zu Tieren unser Verhalten bewusst steuern. Der Hirnforscher David Rock beschreibt in seinem sehr verständlich geschriebenen Buch “brain@work”, dass wir eine Art Vetozeit haben, um zwischen einer Stimulation und der Reaktion darauf bewusst einzugreifen. Nutzen wir also diese Vetozeit!

Mit drei Schritten gegen die Welle

Um mit Augenmass bewusst und konstruktiv gegen die negative Gefühlswelle zu schwimmen, haben sich für mich drei Dinge bewährt:

  1. Pausieren. Mal keine News hören oder schauen, stattdessen tief an der frischen Luft Durchatmen. Meine inneren Angststimmen hören und anerkennen, dass sie da sind, ohne zu tief auf sie einzugehen. In der sich einstellenden Ruhe lasse ich die Frühlingsluft und das Zwitschern der Vögel auf mich einwirken. Und die Sonne auf meiner Haut. 
  2. Initiieren. Ich rufe eine Person an, die mir wichtig ist oder sende ein Mail mit dem Angebot, ein kurzes Telefonat zu führen. Austausch und Offenheit verbinden, meist entsteht durch dieses Anstossen eine gute Idee, ein Kontakt, eine Initiative. Und sei es nur, dass mein Vater mir über What’s App Ratschläge für das Anlegen meines Frühlings-Balkongartens geben kann.
  3. Stärken. In den unter 2. angestossenen Unterhaltungen richte ich meinen Fokus auf das Stärken von Positivität. Ich bringe dazu Grit auf, die Fähigkeit, meine ganze Energie in der anspruchsvollen Situation auf das Machbare und meine Ziele auszurichten. Getreu meinem Lebensmotto “What you focus on expands” nutze ich meine Hauptstärken Optimismus, meine soziale Intelligenz und meine Kreativität dazu, machbare Lösungsansätze zu diskutieren und damit funktionierende Beziehungen zu stärken. Als Leitstern vor Augen habe ich die Ziele, die mich aktuell in meinem Leben antreiben, bereits vor dem Covid 19-Tsunami. 

Täglich mache ich neue Erfahrungen in dieser ausserordentlichen Zeit und freue mich auch über kleine Erfolge ganz bewusst. Was ist dein Highlight heute oder deine Strategie für den Umgang mit Negativität?

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